In einem Trial verwenden die Teilnehmenden eine oder mehrere innovative Solutions und bewerten diese im Kontext einer simulierten Krise. Das Test-bed bietet für eine nützliche Evaluation verschiedene Werkzeuge und einen Common Information Space zum Teilen von Nachrichten zwischen den Solutions und mit bestehenden Systemen. Darüber hinaus können mehrere Simulatoren angeschlossen werden, um eine realistische, aber fiktive Vorfallumgebung zu gestalten. Die folgende Abbildung zeigt eine grobe Übersicht.
Neben der Verwendung für Trials können die gleiche technische Infrastruktur und das gleiche Tooling in der täglichen Praxis des Krisenmanagements auch für Schulungen, Übungen und Evaluationen von Personal und Organisation in einem realistischen, aber fiktiven, kontrollierten Kontext verwendet werden.
Alle Komponenten stehen auf github.com/DRIVER als Open-Source-Software (MIT-Lizenz) zur Verfügung, können aber auch über den Docker-Hub abgerufen werden. Das bedeutet, dass die Komponenten einfach kostenlos heruntergeladen, installiert, verwendet und angepasst werden können.
Um die Durchführung von Trials zu erleichtern, verfügt die Infrastruktur über die folgenden Funktionalitäten und Schnittstellen, die dem Trial-Personal (d. h. dem/der Trial-Leiter(in), den technischen Koordinatoren, den Beobachtern und den assistierenden Technikern) zur Vorbereitung und Durchführung des Trials zur Verfügung stehen:
- Die technische Infrastruktur ermöglicht die Verbindung von Solutions und bestehenden Systemen gleichermaßen, sodass diese innerhalb des Common Information Space (gemeinsamer Datenraum, CIS), Nachrichten miteinander austauschen können. Zum Beispiel können mithilfe einer Drohne Bilder oder der Aufenthaltsort von Opfern übermittelt werden und diese Informationen mit einer gemeinsamen operativen Bildanwendung über den CIS geteilt werden.
- Mit der technischen Infrastruktur können auch Simulatoren miteinander verbunden werden, sodass sie einen Vorfall simulieren und den simulierten Vorfall in die Solutions und bestehenden Systeme einspeisen können. Das erfolgt über den Common Simulation Space (gemeinsame Simulations- umgebung, CSS) und die CIS-CSS-Portale. Zum Beispiel kann ein Hochwassersimulator die simulierte Überschwemmung im CIS teilen, sodass der Verkehrssimulator keinen Verkehr in dieses Gebiet leitet. Die simulierte Hochwasserkarte wird über das CIS-CSS-Portal an die Common Operational-Picture-Werkzeuge übermittelt, sodass in dieses Gebiet keine Krankenwagen entsendet werden. CIS und CSS verwenden beide die Open-Source-Plattform für Publish-Subscribe-Streaming, Apache.
- Im Trial Management Tool (TMT) können verschiedene Szenarien erstellt werden, um bestimmte Aspekte der getesteten Solutions zu bewerten. Szenarien bestehen aus multiplen Handlungssträngen und sogenannten Ereignissen; d. h. Nachrichten, die eine Handlung in einem Simulator, einer Solution oder in Rollenspielenden auslösen können. Während der Durchführung des Trials verwendet das Trial-Personal das TMT, um die Aktivierung dieser Handlungsstränge und Ereignisse zu verfolgen.
- Im Observer Support Tool (Beobachtungswerkzeug, OST) können Checklisten und Fragebögen erstellt und während der Durchführung eines Trials von den Beobachtern und Teilnehmenden verwendet werden. Darüber hinaus kann das TMT neue Checklisten und Fragebögen auslösen. Im Anschluss werden alle Antworten an das After-Action-Review-Tool weitergegeben.
- Das After-Action-Review-Tool (ARR) protokolliert alle Checklisten und Fragebögen sowie alle Nachrichten, die durch den CIS und CSS fließen. Diese Daten werden gespeichert und für die Evaluation zur Verfügung gestellt.
- Der Open-Source-Charakter der Komponenten und die mitgelieferte Entwicklerdokumentation machen es für Softwareentwickler einfach, diese Komponenten auszurollen, Solutions und Simulatoren mit der Infrastruktur zu verbinden sowie ein fiktives Krisenszenario und Beobachtervorlagen zu erstellen. Für Administratoren bietet die Infrastruktur auch ein Tool zur Konfiguration der Infrastruktur, zur Aktivierung von Sicherheitsfunktionen sowie ein zusätzliches Set von Entwicklerwerkzeugen zur Umsetzung und Prüfung des spezifischen Aufbaus der technischen Infrastruktur.
Auf den folgenden Seiten werden diese Komponenten näher erläutert.