This project has received funding from the European Union's 7th Framework Programme for Research, Technological Development and Demonstration under Grant Agreement (GA) N° #607798

Vorbereitungsphase
in den Niederlanden

Der Trial „die Niederlande“ basierte auf den Erfahrungen und Erkenntnissen aus den ersten zwei Trials von DRIVER+ und konnte daher effizienter vorbereitet werden. Darüber hinaus hatte die Trial Guidance Methodology (TGM) einen so hohen Reifegrad erreicht, dass sie als eine sehr gute Grundlage für die Planung verwendet werden konnte.

Ziel
Der DRIVER+ Trial konzentrierte sich auf ein Hochwasserszenario, das durch einen Sturm verursachten Schleusenbruch simulierte. Das führte dazu, dass ein großer Teil des Stadtzentrums von Den Haag überschwemmt wurde, wobei die Infrastruktur beschädigt und ein großer Teil der Einwohner der Stadt bedroht wurde. Zu den kaskadierenden Effekten gehörten Stromausfälle, überflutete Straßen und Schieneninfrastruktur, sodass die Versorgungssicherheit der in den betroffenen Gebieten lebenden Bevölkerung gefährdet war. Das Ziel dieses Tabletop-Trials war die Verbesserung der derzeitigen Fähigkeiten/Kompetenzen im Krisenmanagement. Dazu sollten Solutions identifiziert werden, die spezifische Defizite in folgenden Bereichen beheben konnten: Ressourcenplanung von lang anhalten Großschadensereignissen, krisenbezogener Informationsaustausch zwischen Behörden und Organisationen sowie Planung und Management von Massenevakuierungen in urbanen Gebieten.

Bedarf
Die drei identifizierten Bedarfe waren:

- Schwierigkeiten bei der Ressourcenplanung (qualifiziertes Personal und Ausrüstung) bei Einsätzen in langanhaltenden Großschadensereignissen.

- Defizite im krisenbezogenen Informationsaustausch zwischen Behörden und Organisationen (auch in Bezug auf Interoperabilität) .

- Schwierigkeiten bei der Planung und Bewältigung von Massenevakuierungen in urbanen Regionen, inklusive verschiedener kaskadierender Effekte.

Forschungsfrage
In einem iterativen Prozess identifizierten Praktiker, Anbieter innovativer Lösungen und das TC drei Forschungsfragen, d. h. eine Frage pro Bedarf:

  • Wie können Simulationswerkzeuge die Ressourcenplanung bei großen und langfristigen Katastropheneinsätzen verbessern?
  • Wie kann der netzzentrierte Datenaustausch den Informationsaustausch zwischen den relevanten Akteuren verbessern und dadurch zum gemeinsamen Verständnis der aktuellen Situation beitragen?
  • Wie können Simulations-Tools die Planung und das Management von Massenevakuierungen unter Berücksichtigung von Echtzeit-Verkehrsinformationen unterstützen?

Datenerfassungsplan
Der Datenerfassungsplan bildet die Grundlage der dreidimensionalen Evaluation der Solutions bei Trial-Aktiviäten (einschließlich Trial, Krisenmanagement und Solutions), die mithilfe des Ansatzes der Trial Guidance Methodology ausgeführt werden. Für die Trial-Dimension wurden die in jedem Trial verwendeten vordefinierten KPIs eingesetzt. Für die Evaluation der Leistung in der Trial-Dimension wurde ein Fragebogen für alle an Trial 3 - NL beteiligten Personen erstellt (Trial-Ausschuss und Personal, Teilnehmende, Beobachter und Anbieter innovativer Lösungen). Die Daten für die Solution- Dimension wurden auf zwei Arten über OST erfasst:

  1. Für jede Solution gab es – pro Trial-Episode – einen Fragebogen zur Nutzung der Solution in diesem bestimmten Block des Trials.
  2. Für jede Gruppe von Praktiker wurden Checklisten für die Beobachter erstellt (z. B. die Stabseinheit „Wasserbehörden“), um den Einsatz der Solution für bestimmte Aufgaben und Einsätze gezielt zu verfolgen. Darüber hinaus beobachteten so genannte „mobile Beobachter“ die Wechselwirkungen des Einsatzes der Solutions zwischen verschiedenen Gruppen von Praktikern, die sich gegenseitig Ergebnisse liefern (z. B. die Stabseinheit „Wasserbehörden“, die Informationen an die Stabseinheit „Polizei" sendet).

Zusätzlich zu den Fragebögen wurde die digitale Kommunikation zwischen den Aktionszentren und den Solutions überwacht und gespeichert. Für die Krisenmanagement-Dimension wurden den Praktikern spezifische Aufgaben zugewiesen sowie die beabsichtigen Handlungsergebnisse formuliert. Auf der Grundlage dieser antizipierten Ergebnisse wurden für jeden Beobachter Checklisten bereitgestellt, um das Verhalten und z. B. die mündlichen Schlussfolgerungen der Praktiker bei der Durchführung der Aufgaben zu beobachten.

Für alle drei Dimensionen fanden kurze Nachbesprechungen zu ersten Eindrücken statt, um für alle im Trial relevanten Fragen eine Rückmeldung zu erhalten. Die Beobachter hielten direkt nach jeder Episode eine Besprechung ab, die Praktiker und das Technikteam nach jedem Tag.

Evaluation
Entsprechend der TGM wurde die Evaluation in drei Hauptthemen unterteilt: Trial, Solution und Krisenmanagement. Für jeden Teil wurde eine bestimmte Anzahl relevanter KPIs erfasst und analysiert. In Interviews mit Praktikern wurde ein Basis-Szenario ohne neue Solutions besprochen und dokumentiert. Anschließend wurde das Innovationsszenario mit den Solutions durchgespielt, um die Unterschiede zu bewerten und um zu erkennen, welche Verbesserungen die Solutions erreichen konnten.

Szenario
Ein Sturm über der Nordsee sollte innerhalb von zwei Tagen aus nord-westlicher Richtung auf die niederländische Küste treffen. Nach der Ankunft führten das Hochwasser und die schlechten Wetterbedingungen zu einem Ausfall der Schleuse in Scheveningen und zu einer Gefährdung der Deiche. In Folge dessen wurden drei große Regionen in Den Haag überschwemmt. Die Überschwemmung verursachte auch eine Gefährdung der kritischen Infrastruktur. Ein Stromausfall führte schnell zu Trinkwasserengpässen und dem Ausfall von Heizanlagen. Da die Verkehrsinfrastruktur überschwemmt, mit Trümmern bedeckt oder beschädigt war, war das Transportwesen stark eingeschränkt oder kam zu einem kompletten Stillstand. Um die Anzahl der Opfer so gering wie möglich zu halten, musste vor, während und nach der Katastrophe eine schnelle und effektive Evakuierung der betroffenen Bevölkerung organisiert werden. SRH arbeitete mit anderen Stakeholdern, wie der Wasserbehörde, Energieunternehmen und Kommunikationsdienstleistern, zusammen. Das während des Trials durchgespielte Szenario befasste sich mit der Phase der Bedrohung vor dem Auftreten der Überschwemmung sowie auch mit den direkten Auswirkungen der Überschwemmung. Das Szenario wurde in vier verschiedene Blocks unterteilt: 1) Kaskadierende Effekte (Bedrohungsphase), 2) Evakuierung (Bedrohungsphase), 3) Schadensevaluation (Bewältigungsphase), 4) Schadensbegrenzung (Bewältigungsphase).

Ausgewählte Solutions
Nach einem Aufruf zum Einreichen von Bewerbungen gingen ursprünglich 25 Bewerbungen ein. Nach einem sorgfältigen Auswahlverfahren, persönlichen Treffen und Trial-Proben wurden fünf innovative Solutions ausgewählt. Grundlage hierfür war die potenzielle Möglichkeit, eine Reihe von Bedarfen zu schließen, die von den Praktikern zu einem früheren Zeitpunkt des Projekts festgestellt worden waren. Folgende Solutions wurden erprobt:

  1. 3Di ist ein interaktives Wassersimulationsmodell, mit dem Krisenmanager ein gemeinsames Lagebild der Dynamik von Überschwemmungen erstellen und die Auswirkungen von Mitigationsmaßnahmen schnell berechnen können.
  2. SIM-CI stellt die Überschwemmung und die kaskadierenden Effekte auf die kritische Infrastruktur in Den Haag anhand eines digitalen Zwillings bildlich dar. Mit dieser Simulation können Krisenmanager beobachten, wie sich das Wasser in dem Bereich ausbreitet und welche Folgen die Ausbreitung auf die betroffenen Gebäude und kritische Infrastrukturen wie Straßen, Strom und Telekommunikationsnetze hervorruft.
  3. CrisisSuite ist eine Online-Softwareanwendung für das Krisenmanagement, mit der Organisationen während einer Krise Informationen erfolgreich steuern können. CrisisSuite unterstützt die netzzentrierte Arbeitsweise der Krisenteams, indem es ein gemeinsames Lagebild erstellt und dieses horizontal und vertikal mit den anderen Teams teilt.
  4. Airborne and Terrestrial Situation Awareness Diese Solution bietet zuverlässige Verkehrsinformationen, -vorhersagen und -visualisierungen auf der Basis verschiedener Verkehrsdatenquellen (z. B. Satelliten-/Luftbilder) und empfiehlt Routen unter Berücksichtigung der aktuellen Verkehrs- und Krisensituation (z. B. Überschwemmungsgebiete). Zusätzlich werden satelliten- und luftgestützte 2D- und 3D-Informationen bereitgestellt.
  5. HumLogSim ist eine Plattform für die Leistungsevaluation logistischer Krisenmanagementprozesse. Zu den Funktionen gehören die Entscheidungsunterstützung bei der strategischen Planung sowie bei taktischen und operativen Logistikaufgaben. Hierfür können unterschiedliche Konfigurationen des Netzwerks unter gegebenen Situationen und realistische Krisenbewältigungsmaßnahmen bewertet und verglichen werden.