This project has received funding from the European Union's 7th Framework Programme for Research, Technological Development and Demonstration under Grant Agreement (GA) N° #607798

Evaluation der gesellschaftlichen
Auswirkung von Solutions
Trial-Leiter(in)
Evaluationskoordinator(in)
Praxiskoordinator(in)
Technische(r) Koordinator(in)
Anbieter innovativer Lösungen

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Zweck dieses
Werkzeugs

Der Bedarf an innovativen Solutions für Krisensituationen ergibt sich daraus, dass das Krisenmanagement an sich in komplexen und dynamischen Gesellschaften stattfindet. Diese Komplexität wird durch verschiedene Faktoren verursacht. Dazu gehören z. B. die Digitalisierung und die zunehmende Bewegung von Menschen über Grenzen und Länder hinweg. Die Entstehung neuer Solutions zur Bewältigung neuer und komplexer Herausforderungen bedeutet auch, dass die von uns gefundenen Solutions Konsequenzen haben können, die komplexer sind als bisher. Diese Konsequenzen – oder mit anderen Worten, die Auswirkungen – können positiv und gewollt sein (z. B. eine Effizienzsteigerung). Es kann jedoch auch Auswirkungen geben, die negativ oder unbeabsichtigt sind. Wenn wir in diesem Zusammenhang von Auswirkungen auf die Gesellschaft reden, meinen wir etwas anderes als die Frage, wie gut die Solutions funktionieren. Eine neue Solution für ein Problem kann in Bezug auf das Erreichen des gewünschten Effekts sehr wirksam sein, kann sich aber gleichzeitig extrem negativ auf die Gesellschaft, zu der sie gehört, auswirken. Zum Beispiel soll ein SIA nicht bewerten, ob eine Crowd-Tasking-Solution Reaktionsaktivitäten zeiteffizienter machen würden, sondern wie eine Crowd-Tasking-Solution eingesetzt werden kann, um in der Gesellschaft eine Kultur des Vertrauens zu fördern, sodass sich Gemeinschaften in einer Krisensituation sicher fühlen.

Das Ziel eines SIA ist es sicherzustellen, dass durch die Umsetzung von KM-Solutions Nutzen maximiert und die Nachteile minimiert werden, insbesondere jene, die von den Menschen getragen werden. Die Nachteile und Nutzen sind unter Umständen nicht direkt messbar oder quantifizierbar und aus diesem Grund daher oft schwer zu berücksichtigen. Trotzdem sind sie wichtig und durch die frühzeitige Identifikation möglicher gesellschaftlicher Auswirkungen sind insbesondere zwei Vorteile offensichtlich:

  • Es können bessere Entscheidungen über die anzuwendenden Solutions getroffen werden und auch darüber, wie sie eingesetzt werden sollen.
  • Es können mildernde Maßnahmen eingeführt werden, um den Schaden zu minimieren und den Nutzen einer bestimmten Solution zu maximieren.

Im gesamtgesellschaftlichen Kontext gehören zu diesen Vorteilen auch positive Auswirkungen wie Zuständigkeit und Akzeptanz:

  • Zuständigkeit bedeutet, dass KM-Praktiker auf verschiedene Weise für ihre Taten verantwortlich sind und in der Lage sein sollten, eine zufriedenstellende Rechtfertigung dafür zu geben.
  • Akzeptanz von Solutions bedeutet, dass Krisenmanager davon abhängig sind, dass die Gesellschaft die KM-Solutions akzeptiert, insbesondere wenn die Solutions in dem Sinne partizipativ sind, dass sie Interaktionen mit der Öffentlichkeit erfordern.

Die Akzeptanz bezieht sich auch auf Fragen der Nachhaltigkeit, da Solutions, die im Hinblick auf die breitere Gesellschaft entwickelt und umgesetzt werden, nicht nur eine größere Chance haben, Kontroversen zu vermeiden und angenommen zu werden, sondern auch effizienter und effektiver umgesetzt werden können.

Ein SIA kann in vielen verschiedenen Kontexten und für viele verschiedene Zwecke erfolgen, was es schwierig macht, universell zu definieren, was dazu gehört. Der Ausgangspunkt für die im Projekt DRIVER+ entwickelten SIA-Rahmenbedingungen ist, dass eine Evaluation der Auswirkungen einer bestimmten Solution auf die Gesellschaft auch bedeutet, darüber nachzudenken, wie sie sich auf die Menschen in dieser Gesellschaft auswirkt. Während einige Auswirkungskategorien leichter zu identifizieren und abzuschwächen sind als andere, gibt es keine einfache Checkliste für die Identifikation gesellschaftlicher Probleme. Zum Beispiel sind Auswirkungen in Bezug auf die Privatsphäre aufgrund des hohen öffentlichen Interesses an dem Thema und der Entwicklung einer europaweiten Gesetzgebung gegebenenfalls einfacher zu erkennen. Auf der anderen Seite haben bestimmte Solutions Auswirkungen auf gesellschaftliche Werte, die nicht berechenbar sind. Das liegt daran, dass die meisten dieser Auswirkungen langfristig und oft unbeabsichtigt sind.

Obwohl das SIA aufgrund des Mangels an Zeit und Aufwand im alltäglichen Krisenmanagement eine Herausforderung sein kann, ermöglicht die TGM ein SIA als einen natürlichen Schritt in der Trial-Vorbereitung. Um das Konzept des SIA besser zu verstehen, lassen Sie uns das anhand eines Trials in Polen näher betrachten. In diesem Trial ging es um die folgende Forschungsfrage: Wie kann das grenzüberschreitende Ressourcen-Management während langfristiger Rettungseinsätze mit mehreren Stakeholdern durch soziotechnische Solutions unterstützt werden? Mit anderen Worten, welche Technologien und/oder Methoden können für Rettungseinsätze einen Mehrwert bieten? Wenn wir eine bestimmte Solution bewerten, sei es eine neue Technologie oder eine neue Methode, müssen wir immer einen Schritt zurückgehen und uns fragen, ob es neben dem möglichen Mehrwert dieser Solution auch neue Probleme gibt, die durch diese Solution verursacht werden. Bei der Trial-Planung spielen Fragen im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Auswirkungen eine zentrale Rolle. Denn wir erkennen an, dass zwischen technischen Zielen, der natürlichen Umwelt und der gesellschaftlichen Praxis eine gegenseitige Beziehung besteht. Die Technologien funktionieren nicht in einem Vakuum; sie existieren vielmehr in einem gesellschaftlichen Kontext, der von ihnen auf verschiedene Weise beeinflusst wird.  

Wenn wir den Trial in Polen als Beispiel nehmen, gehören die folgenden Schritte zu den relevanten Schritten, die für das Societal Impact Assessment relevant sind:

1. STAKEHOLDER-GRUPPEN/GEMEINDEN IDENTIFIZIEREN:
Der erste Schritt wäre die Identifikation der Stakeholder und der Gemeinschaft, die möglicherweise von der Umsetzung der Solution betroffen sein könnte. Hier wäre die erste relevante Frage: „Wie könnte sich Solution X mit allen ihren Funktionen auf die in diesem Kontext betroffenen Stakeholder-Gruppen oder Gemeinschaften auswirken?“ Zum Beispiel welche Stakeholder-Gruppen oder Gemeinschaften können von einer schnellen Kartierung durch Drohnen betroffen sein? Die Gesellschaft allgemein, Praktiker, Strafverfolgungsbehörden? Diese sollten bei der Evaluation berücksichtigt werden.

2. SAMMELN SIE HINTERGRUNDINFORMATIONEN:
Wenn es relevant ist, sammeln Sie Referenzinformationen zu den wichtigsten sozialen Fragen der betroffenen Gemeinden, wie die Geschichte der Gesellschaft, die Kultur und wichtige Ereignisse, die die Entwicklung dieser Gemeinde geprägt haben. Gibt es bekannte Anfälligkeiten in der Gemeinschaft? Bestimmte soziale Herausforderungen? Wer sind die wichtigsten industriellen Akteure? Im Fallbeispiel Polen könnten relevante Fragen sein: Gibt es Gründe zur Annahme, dass die Gemeinschaft, wo die schnelle Kartierung mit Drohnen durchgeführt werden soll, dies problematisch finden könnte? Gab es in dieser Gegend/Region/diesem Land Kontroversen in Bezug auf den Einsatz von Drohnen?  

3. VERSCHAFFEN SIE SICH EINEN ÜBERBLICK ÜBER DIE GESETZGEBUNG UND VORSCHRIFTEN:
Geben Sie einen Überblick über die relevante nationale/EU-Gesetzgebung und die Vorschriften, welche die Mitigationsmaßnahmen (Schritt 5), die im direkten Zusammenhang mit dem Trial stehen, ergänzen. Für den Trial in Polen können die Landkarten, die mit den Drohnen erstellt wurden, im dafür vorgesehenen Geoportal oder einer bereits von den KM-Institutionen verwendeten GIS-Umgebung eingesehen und analysiert werden. Die Aufnahmen, auf denen diese Landkarten beruhen, können jedoch für einzelne Personen und ihr Eigentum Fragen der Privatsphäre aufwerfen; daher wären zum Beispiel das Datenschutzgesetz oder die örtliche Luftraumregelung für den Einsatz von Drohnen relevante rechtliche oder regulatorische Überlegungen. Dieser Schritt ist wichtig für die Evaluation und je nach Trial-Aufbau könnte auch die Überlegung, ob KM-Aktivitäten andere Menschenrechte verletzten könnten (zum Beispiel, wenn es um den Umgang mit schutzbedürftigen Bevölkerungsgruppen geht), relevant sein. Der Mehrwert, der durch die Landkarten für das Krisenmanagement erzeugt wird, kann die individuellen Rechte anderer Menschen nicht automatisch außer Kraft setzen.

4. AUSWIRKUNGEN IDENTIFIZIEREN UND VORHERSAGEN:
Das ist der Hauptteil des SIA. Hier erfolgt auf der Grundlage der im vorherigen Schritt erworbenen Informationen eine strukturierte Evaluation. Das zentrale Ziel ist die Identifikation möglicher direkter Auswirkungen auf die Gesellschaft und der Versuch, deren Bedeutung, Dauer und Ausmaß vorherzusagen. Die in den Rahmenbedingungen aufgeführten SIA-Kriterien sollten zur Strukturierung des Denkens verwendet werden. Das Ziel ist es nicht, etwas über alle Kriterien auszusagen. In einigen Fällen können die Auswirkungen ziemlich offensichtlich sein und sich isoliert vielleicht nur auf die Privatsphäre und den Datenschutz beziehen. In diesem Fall wäre nur ein Kriterium relevant; dennoch können in anderen Fällen die gesellschaftlichen Auswirkungen komplexer sein. Im polnischen Trial haben wir zum Beispiel Übungen am Schreibtisch und Feldübungen simuliert, wobei der Einsatz bestimmter Beobachter, welche die Handlungen aufzeichneten und dokumentierten, notwendig war. Zur Evaluation dieses Teils des Trials wurden verschiedene Daten erfasst, z. B. von den Beobachtern und Praktikern ausgefüllte Fragebögen. Als Beispiel für mögliche gesellschaftliche Auswirkungen könnten die persönlichen Daten, die aus diesen Fragebögen hervorgehen, in dem Sinne Auswirkungen auf die Betroffenen haben, dass die Identifikation eines Feuerwehrmannes oder eines Praktikers die Tiefe ihrer Antworten beeinträchtigen kann. 

Ein zweiter Punkt bezieht sich auf die Ausgangsannahme des polnischen Trial-Beispiels, d. h., dass 3D-Modelle und 2D-Orthofotokarten des gefährdeten Gebietes eine Solution darstellen, die den Zeitpunkt und die Genauigkeit des ermittelten Bedarfs positiv beeinflussen wird, was langfristige Rettungseinsätze besser unterstützen wird. Bei dieser Ausgangsannahme war es logisch, dass die gewählte Solution eine schnelle Kartierung mit Drohnen war, da dies die schnelle Erstellung von Orthofotokarten auf Grundlage der von einer Drohne aufgenommenen Bilder ermöglicht. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass eine andere Ausgangsannahme zur Auswahl einer anderen Solution hätte führen können. Eine vorherige Annahme in Bezug auf bestimmte Ergebnisse beeinflusst die soziotechnischen Entscheidungen, die wir treffen.

5. BESCHREIBEN SIE MITIGATIONMASSNAHMEN UND FOLGEAKTIVITÄTEN:
Um das Risiko negativer unbeabsichtigter Auswirkungen zu mindern und/oder die Möglichkeit positiver Auswirkungen zu verbessern, sollte eine Liste mit Maßnahmen angefertigt werden. Diese Liste sollte auf den im vorherigen Schritt identifizierten Auswirkungen beruhen und könnte Maßnahmen enthalten, wie zusätzliche Folgetreffen für Freiwillige, Aufbau von guten Beziehungen mit Führungspersönlichkeiten der örtlichen Gemeinschaft, die Einbeziehung der Gemeinschaften und der Austausch von Informationen über die Aktivität/Solution/den Trial. Ein Plan sollte erstellt werden, aus dem hervorgeht, wie die Mitigationsmaßnahmen nachverfolgt werden. Für den Trial in Polen war zum Beispiel die Anonymität der Teilnehmenden ein Problem; d. h., die Anonymität eines Beobachters sollte gewahrt werden, um die Unabhängigkeit sicherzustellen. Daher mussten in Bezug auf das Einverständnis und die Anonymität bestimmte Maßnahmen getroffen werden, damit diese Datenerfassung stattfinden konnte. Abmildernde Maßnahmen, die für die Frage der Ausgangsannahmen relevant sind, wären u. a. eine gründliche Überlegung in Bezug auf die Auswahl des Szenarios und sorgfältig definierte Forschungsfragen.